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Thünen, Johann Heinrich von Thünen, Johann Heinrich von Johann Heinrich von Thünen (1783 – 1850), aufgewachsen im friesischen Canarienhausen, erhielt in Hamburg und in Celle eine grundlegende landwirtschaftliche Ausbildung und studierte dann in Göttingen. Er erwarb nach seinem Studium das Gut Teltow und widmete sich seiner landwirtschaftlichen Tätigkeit. Er begann damit, die Fruchtbarkeit verschiedener Böden statistisch zu erfassen. Bereits mit 27 Jahren veröffentlichte er die erste Auflage seines Hauptwerks (in der damaligen Rechtschreibung) „Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie, oder Untersuchungen über den Einfluss, den die Getreidepreise, der Reichthum des Bodens und die Abgaben auf den Ackerbau ausüben“. Mit seiner Arbeit hatte er erheblichen Einfluss auf das Entstehen neuer Wissenschaftszweige wie der Wirtschaftsgeographie und der Regionalwissenschaft. Er gilt als Begründer der landwirtschaftlichen Betriebslehre.

Sein Modell, das er für seine Schlussfolgerungen nutzte, bestand in einem isolierten, kreisrunden, völlig ebenen Gebiet (es existiert keine Außenwelt) mit einem Zentrum, woraus sich je nach zunehmender Entfernung proportional zunehmend höhere Transportkosten hinsichtlich der Früchte (z.B. Weizen) auf dem Weg in die zentralliegende Stadt ergaben.

Die mathematisch anspruchsvollen Berechnungen nahm von Thünen für verschiedene andere Produkte vor, um auf diese Weise die möglichen Reichweiten zu ermitteln. Maßgebeblich für die Reichweite der Bewirtschaftungszone war eine Entfernung, bis zu der die Transportkosten noch in einem angemessenen Verhältnis zu den in einer Stadt erzielbaren Preisen standen und noch Gewinne möglich waren. Eine Bewirtschaftung der Gebiete jenseits der jeweiligen Reichweite war nicht mehr möglich, da sie nur Verluste einbrachten. Daraus ergaben sich für von Thünen Ringe zwischen denen – jeweils nach Entfernung und damit je nach Transportkostenintensität – unterschiedliche Produkte angebaut werden, soweit sie beim Verkauf in der Stadt noch zu Gewinnen führten.

Von Thünen hat die Ringzonen nach zunehmender Marktferne wie folgt festgelegt:
  1. Gartenbau ("Freie Wirtschaft"),
  2. Forstwirtschaft,
  3. Fruchtwechselwirtschaft,
  4. Koppelwirtschaft,
  5. Dreifelderwirtschaft,
  6. Viehzucht,
  7. Wildnis.

Von Thünen gehört auch heute noch zu den am meisten zitierten Autoren im Zusammenhang mit Abhandlungen über die landwirtschaftliche Standorttheorie. Das Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei ist nach Johann Heinrich von Thünen benannt. (Johann Heinrich von Thünen Institut). Unter seinem Namen finden im Verein für Sozialpolitik jährlich Vorlesungen statt, die sog. Thünen Vorlesungen. Dieser Verein hat heute seinen Sitz in Frankfurt.